Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

 



Paul Debes

Autor Gerhard Genau

Die älteste Tochter von Paul Debes, Monika Debes-Schneider, berichtet:  „Wir werden in einem Zeitraffer das Leben meines Vater, Paul Debes, aus unserer Sicht beschreiben:   Biographische Daten Unser Vater erblickte das Licht der Welt am 8. September 1906 als viertes von acht Kindern in Wuppertal-Elberfeld in armen Verhältnissen. Seine Mutter war gläubige Katholikin, sein Vater evangelisch. Er liebte seine Mutter und achtete seinen Vater.“ Das Elternhaus war eine Handwerkerfamilie, ergänzt Martin Baumann (1). Monika Debes-Schneider fährt mit Ihren Ausführungen fort: „Sonst teilte Paul Debes wenig die Interessen seiner Familie, zog sich gern allein in die „gute Stube“ zurück, wo er dichtete und grübelte. Auch während seiner kaufmännischen Ausbildung kam er von Botengängen oft lange nicht zurück, und als man ihm jemanden nachschickte, berichtete dieser, Paul Debes bleibe alle paar Schritte wie angewurzelt auf einem Fleck stehen. Befragt, was er denn mache, antwortete er frei, er denke nach über das Leben und die Welt. Er schrieb seitenlange Gedichte, die er uns noch in den 90ger Jahren auswendig vortrug. Aus ihm sprach immer wieder die Angst, gewogen und für zu leicht befunden zu werden, verworfen und verdammt. Die Katholische Lehre, obwohl in seinem Herzen tief verwurzelt, liess für seinen Geist viele Fragen unbeantwortet. Er nahm Lateinunterricht, suchte bei griechischen und römischen Philosophen Antwort auf die Frage: „Was soll das ganze hier?“ bei der christlichen Mystik fand er Wege beschrieben zu überweltlichem Glück, aber die Sinnfrage löste er nicht.   1927 erster Kontakt mit dem Buddhismus In seiner Freizeit unternahm er Radtouren und Wanderungen an Rhein und Oder und quer durch Deutschland allein und mit Freunden. Auf einer dieser Wanderungen, im Jahre 1927, mit zwei Freunden im Thüringer Wald fand er in Rudolfstadt in einem Antiquariat ein Buch über den Buddha. Der Titel lautet „Die Heimkehr des Vollendeten“ und der Autor war Hans Much. Paul Debes liess die Freunde weiterwandern an die Saale und verbrachte den ganzen Tag in einer Burgruine mit diesem Buch. Er wusste sofort: „Das ist es!“ Hier ist über einen geschrieben, der nichts für sich will, eine andere Luft wehte ihn an: so still, so erhaben. Über dieses Buch kam Paul Debes in Kiel an die Übersetzungen des P?li-Kanon von Karl Eugen Neumann. Von jetzt an ging sein ganzes Denken und Trachten um diese Lehrtexte. Er erwarb alle Übersetzungen, wobei ihm die „Mittlere Sammlung“ vorrangig erschien. Diese 152 Lehrreden (P?li: Suttas) mit den Grundaussagen des Erwachten studierte er, wann immer möglich. Er fand Antwort auf all die offenen Fragen. Sein älterer Bruder, Heinrich Debes, war ihm ein Weggefährte.    08.09.1931 bis Frühjahr 1932 erster Aufenthalt auf der„Island Hermitage“ auf Polgasduwa auf Ceylon als „Mönch auf Zeit“ beim ehrwürdigen Mahathera Ny?natiloka Eine grosse Sehnsucht nach Verwirklichung war geweckt. Er sah die Welt als Spiegelbild des Herzens, als Fata Morgana; die Wahrnehmung der Welt musste durchschaut werden, wie man durch einen Film im Kino die Leinwand sieht als das Beständige auf dem die Bilder tanzen und Lachen und Weinen auslösen. In Platons Höhlengleichnis fand er eine ähnliche Sichtweise. Aber wie war das umzusetzen??? Der Welt den Rücken kehren? Als Brahmacarin auf der „Island Hermitage“ auf Polgasduwa auf Ceylon (dem heutigen Sri Lanka), bei dem Mönch Nyanatiloka sich der Konzentration, Innenschau und dem Studium der Lehrtexte hingeben? Kahl geschoren mit selbstgefertigter Kutte, mit Almosenschale zog er gesenkten Blickes durch Deutschland, um per Autostopp weiter nach Indien und von dort nach Sri Lanka zu kommen. Mit einigen Umwegen gelang das auch. Er arbeitete in Hamburg bei den NUXO-Werken, wo er es bis zum Verkaufsleiter brachte, während Bruder, Heinrich, in einer Nussfabrik arbeitete. Als Sie Geld und Papiere beisammen hatten, fuhren sie im August 1931 mit dem Schiff von Triest nach Colombo (Ceylon dem heutigen Sri Lanka), wo sie an seinem 25.ten Geburtstag eintrafen. Tiefe Sammlung, tiefe Konzentration (P?li: sam?dhi) war Glück und Ansporn für all die kommenden Jahre. Er erlebte den Wegfall der sinnlichen Wahrnehmung mit Frieden und Glückseligkeit – Kostprobe eines ganz anderen Erlebens - . Da unser Vater und Grossvater, damals ein junger Mann, die Lehrreden des Buddha las und nicht wusste, in welcher Reihenfolge sie umzusetzen seien, er ohne seelische Führung und die selbst auferlegten Übungen zu streng waren, neigte sich sein Herz immer mehr zur Rückkehr nach Deutschland.    Biographische Daten So kam er im Frühjahr 1932 nach Hamburg und mietete sich ein Zimmer bei unserer Omi, die, von ihrem Mann verlassen, mit ihren drei erwachsenen Kindern (Ina, Liesel und Ernst-Wilhelm) in dem Hamburger Stadtteil Grossflottbek lebte. Unser Vater, Paul Debes, hatte eine wunderbare Stimme. Er las den Damen erhebende Texte vor. Unsere Mutter, Ina, hatte ein inniges Verhältnis zu ihrem Bruder, Ernst-Wilhelm, der angehender Richter war. Beide tanzten im Flur nach Grammophon-Musik und sagten voneinander: „Ich finde keine Frau / keinen Mann, weil ich dich kenne.“ Beide lasen gern Meister Ekkehard, während die Schwester, Liesel, sich eng der Brüdergemeinde angeschlossen hatte, vielleicht wegen ihrer schweren Epilepsie, von der auch unsere Mutter, Ina, seit ihrem 19.ten Lebensjahr betroffen war. Die Gräber der beiden liegen (hier in Grosshansdorf) gegenüber. Dennoch, Ina Foerster (1910 – 1968) und Paul Debes verlieben sich und heirateten 1936. Das grossbürgerliche Leben in Grossflottbek mit grossem Haus und Garten, gong zu den Mahlzeiten und Personal hatte bald ein Ende. Im Wohnwagen kutschierte beide durch Deutschland, weil unser Vater Molkur und andere Reformartikel an Reformhäuser verkaufte. Die Wohnung war aufgegeben, die Möbel auf Lager. Das bohemige Leben gefiel beiden sehr. Als ich (Monika Debes-Schneider) zur Welt kam, zog unsere Mutter zu ihrer Mutter. Unser Vater arbeitete in Berlin und wurde bald eingezogen. Er war in der Ukraine und in Frankreich im Krieg und zuletzt in englischer Kriegsgefangenschaft auf der Isle of Man. Sein siebter Sinn hat ihn manches Mal vorm Tode bewahrt. Er war bei den Pionieren und für Aufräumungsarbeiten zuständig. In Minden hatte er eines nachts die Vision: Er sah seine Mutter mit nassen Decken über dem Kopf durch das brennende Wuppertal laufen. Er weckte seine Kameraden und sagte, sie würden gleich nach Wuppertal abtransportiert. So war es, und er konnte seine Eltern nach Ahrensburg in die Eilshost bringen. Dort hatten Omi und ihr Sohn, Onkel Ernst-Wilhelm“ inzwischen ein Haus mit grossen Garten gekauft auch für Ina und die beiden Kinder Helmut und Monika zu denen sich noch im Laufe der Jahre Helfriede, Angela und Sabine gesellten.   1944 / 1945 erste Begegnung mit Fritz Schäfer und Hellmuth Hecker In der englischen Kriegsgefangenschaft, im Jahre 1944, tauschte unser Vater Papier gegen Zigaretten, um zu schreiben zu können, und er hielt Vorträge über Ethik. Dazu erschien u.a. Fritz Schäfer, 22 Jahre alt, Jurastudent. Nach dem Krieg brachte er  seinen Freund Hellmuth Hecker, ebenfalls Student der Rechte in die Eilshorst. Beide Männer, Schäfer und Hecker, wurden seine Freunde.    Biographische Daten Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft 1945, arbeitete Paul Debes 2 Jahre lang als Kreisjugendpfleger in Norddeutschland, doch bald beschloss er, sein Leben nur noch der Lehrverbreitung zu widmen.“    Paul Debes beginnt seine Lehrtätigkeit: Vorträge Martin Baumann schreibt in seinem Buch „Deutsche Buddhisten“ auf den Seiten 117 bis 119 folgende Einzelheiten über Paul Debes Lehrtätigkeit: Das Buch ist in 2. Auflage 1995 in Marburg im Diagonal-Verlag erschienen. „Ab 1948 hielt Paul Debes in Hamburg und anderen Grossstädten Norddeutschlands öffentliche Vorträge. Diese Vorträge mit bis zu 500 Zuhörern schlossen sich vertiefende Abendseminare mit etwa 80 Teilnehmern an. (Die Zahlenangaben finden sich in: Schäfer, Fritz: „Zwölf Jahre Buddhistisches Seminar“ in Zeitschrift „Die Einsicht“ 13.ter Jahrgang 1960, Heft 2 auf Seiten 48 bis 59. Hier Seite 53)  Die Vorträge hatten laut Monika Debes-Schneider u.a. folgende Themen: „Buddhismus als Brücke zwischen Religion und Naturwissenschaft. Christentum oder Buddhismus. Vom Schein und Sein.“   Martin Baumann berichtet weiter:   Forschungswochen „Schon ein Jahr später, 1949, führte Debes seine ersten „Forschungswochen“ durch. Ebenso wie die Hamburger Vortragszyklen sollten diese Ferienseminare in der Lüneburger Heide „dem westlichen Menschen eine Brücke von seinem Standort zu den vier Heiligen Wahrheiten“ bauen. (Schäfer, Fritz: „Zwölf Jahre Buddhistisches Seminar“ in Zeitschrift „Die Einsicht“ 13.ter Jahrgang 1960, Heft 2 auf Seiten 48 bis 59. Hier Seite 53) Die „Forschungswochen“ und „Besinnungswochen“ sollten einen Zugang zur buddhistischen Lehre schaffen, systematisch einführen und gewonnene Erkenntnisse vertiefen. An den Seminaren nahmen bis zu 70 Personen verschiedenster Kreise, Berufe und Altersgruppen teil. Bis 1983 fanden sie 23mal in Hustedt (Lüneburger Heide) unter der Leitung von Paul Debes statt. (Siehe zu den Forschungswochen weitergehend: Hecker, Hellmuth: „Lehrverbreitung durch  Forschungswochen“, in: Zeitschrift: „Mitteilungsblatt der Buddhistischen Gesellschaft“, 1,7, 1955,               Seite 68-71; Hecker, Hellmuth: „Das Buddhistische Seminar. Was ist es? Was will es?“, Hamburg 1974, Seite 15-18; Hecker, Hellmuth: „Chronik“, 1985, Seite 74) Ausser den Hustedter Ferienseminaren leitete Debes noch zehn weitere Forschungswochen und 21 Wochenendseminare, davon 1962 bis 1967 zehn in Roseburg. (Angeben aus den privaten Unterlagen von Herrn Hellmuth Hecker).   Monika Debes-Schneider schreibt:   „Drei Jahrzehnte lang führte er 14-tägige Forschungswochen durch in der Heimvolkshochschule Hustedt mit 80 bis 1000 Personen und einwöchige Besinnungszeiten in Insmühlen, Kuddewörde, Bad Bevensen u.a. Orten: eine grosse Leistung, denn Paul Debes sprach vormittags 3 bis 5 Stunden und nachmittags 2 bis 4 Stunden und oft noch abends.“   Weiter lesen wir bei Martin Baumann:   „Aus den zahlreichen Vorträgen, Einführungs- und Lehrredenseminaren entstanden in verschiedenen Städten Norddeutschlands buddhistische Kreise. Sie wurden von Debes, von Ingetraut Anders und den engen Mitarbeitern, dem Rechtsanwalt Fritz Schäfer und dem Privatdozenten Hellmuth Hecker betreut. (Zu Schäfer und Hecker siehe die in Hecker, Hellmuth (HG): „Deutsche Buddhisten des Jahrgangs 1923, Hamburg 1993 , ungedruckte Festschrift), Seite 29 bis 63 und Seite 77 bis 85; Schäfer, Fritz: „Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen, Heidelberg)    Streitlosen Gespräche am Runden Tisch Auf grosses Interesse stiessen die öffentlichen Diskussionen zwischen Vertretern der christlichen Kirchen und Paul Debes als Fürsprecher des Buddhismus. Diese Diskussionen wurden auch mit Vertretern anderer Religionen im Auditorium Maximun der Universität Hamburg durchgeführt. Hellmuth Hecker berichtet, dass je 200 bis 300 Personen den „Streitlosen Gesprächen am Runden Tisch“ folgten.“ (Hecker, Hellmuth: „Lehrverbreitung durch  Forschungswochen“, in: Zeitschrift: „Mitteilungsblatt der Buddhistischen Gesellschaft“, 1,7, 1955, Seite 93) Monika Debes-Schneider nennt einige Themen der „Streitlosen Gesprächen am Runden Tisch“: Der Erlösungsweg nach Christus und nach der Wirklichkeitslehre Glauben oder Erkenntnis? Islam oder Wirklichkeitslehre? Wie ist Wahrheit zu finden? Was bestimmt unser Schicksal? Der Mensch und die Welt Was ist es mit der Gnade? Das Schicksal erwächst aus dem Wesen des Menschen Welche Kräfte bauen an der Welt?“   Martin Baumann führt weiter aus:   Mitwirken bei der Gründung der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg „1954 war Debes an der Gründung der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg“, dessen Vorstandsmitglied er auch wurde, und 1955 an der Gründung der „Deutschen Buddhistischen Gesellschaft“ beteiligt.“    Monika Debes-Schneider berichtet:   Die Zeitschrift WISSEN UND WANDEL „Paul Debes gründete die Zeitschrift „Rundbriefe zur Orientierung in der Wirklichkeit“, die, als sie umfangreicher wurde, durch „WISSEN UND WANDEL, Buddhistische Anschauung und Lebensführung“ abgelöst wurde. Die Zeitschrift „WISSEN UND WANDEL“ ist jetzt (2004) im 50sten Jahrgang erschienen und gehört damit zu den traditionsreichsten buddhistischen Publikationen in Deutschland.“   Martin Baumann ergänzt:   „Die Zeitschrift „WISSEN UND WANDEL“ wird von etwa 400 festen Beziehern, oft von mehreren Familienmitgliedern, gelesen. Dem Kreis werden sich allein wohl mehr als 600 bis 700 Personen zugehörig fühlen. Die „Kernaussagen des Erwachten“ sind seit 1955 durch die Zeitschrift „WISSEN UND WANDEL“ vermittelt worden. Die Zeitschrift erscheint seit 1955 zweimonatlich in einer Auflagenhöhe von etwa 450 Stück.  (Hecker, Hellmuth: „Das Buddhistische Seminar. Was ist es? Was will es?“, Hamburg 1974, Seite 5; und nach mündlicher Auskunft von Herrn Hecker April 1991.)“    Dann erfahren wir von Monika Debes-Schneider weiter:   Streitlosen Blätter / Erste Begegnung mit Ingetraut Anders „Als Adenauer sich gegen Russland eng an Amerika schloss und unser Vater überzeugt war, das verhindere die Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands, gründete er von 1951 bis 1954 die „Streitlosen Blätter“ und wanderte mit einer kleinen Schar – darunter war auch Ingetraut Anders – durch Deutschland unter dem Motto „Frieden durch Verhandeln“. Doch bald kehrte er zu seinem eigentlichen Anliegen, der Erforschung der Wirklichkeit zurück.“   Martin Baumann schreibt:   „Ingetraut Anders (geboren 1932) kam 1951 über die Theosophie durch einen Vortragszyklus in Lübeck zur buddhistischen Lehre. Sie gab ihre Berufspläne als Dolmetscherin auf und ist seit 1954 vollberuflich für das „Buddhistische Seminar“ als Verlagsleiterin, Lektorin und Organisatorin tätig. „Durch ihre Hilfe war es möglich, dass Paul Debes sich ganz der Arbeit an der Lehrdarlegung widmen konnte“, siehe Hecker, Hellmuth: „Chronik, 1985, Seite 79.“    Monika Debes-Schneider schreibt:    Das Buddhistische Seminar „Das „Buddhistische Seminar“ wurde 1948 in der Eilshorst (Ahrensburg) gegründet und hatte seinen Sitz unter anderem später am Berliner Tor. Dort im Holzhaus erschloss Paul Debes alle 14 Tage einer immer grösseren Hörerschaft die Lehrtexte, die für westliche Ohren nicht leicht zu verstehen sind. Seit über 50 Jahren steht Inge Anders, die „Säule des Seminares“ an seiner Seite, und aus seinem Munde hörte ich sagen: „Inge ist meine beste Interpretin“. 1959 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Rohlfshagen, dort waren auch Irma und ich 5 bis 6 Jahre hilfreich dabei. 1966 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Hamburg-Neugraben. 1974 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Wangen am Bodensee 1978 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Bindlach (bei Bayreuth).“ Herr Kurt Onken berichtet, dass das Klima am Bodensee nicht vertragen wurde.   Monika Debes-Schneider fährt in Ihren Bericht weiter fort:    1963 - 1964 zweiter Aufenthalt auf der„Island Hermitage“ auf Polgasduwa  auf Ceylon dem heutigen Sri Lanka als „Mönch auf Zeit“ „Im Jahre 1963 ergriff unseren Vater wieder  das grosse Sehnen nach Stille und unabgelenkter Geistes- und Herzensarbeit, und er erbat sich eineinhalb Jahre Urlaub.“ Durch Martin Baumann erfahren wir, dass die Leitung des „Buddhistischen Seminars“ in dieser Zeit Ingetraut Anders inne hatte.   Monika Debes-Schneider berichtet weiter:   „Über einen einmonatigen Aufenthalt in Bruma im Kloster von U-Tin, zog es ihn wieder zu  seinem alten Ort auf Sri Lanka, der „Island Hermitage“. Er übte strengste Disziplin, liess sich nichts durchgehen, hatte ein Programm von verschiedenen Meditationsübungen und spürte immer mehr die Wucht der Triebe, die Macht der Psyche. Er fand das Bild vom kleinen Mäuschen, das vor einen Möbelwagen gespannt wurde, analog der westlichen Psychologie, die von der kleinen Spitze des Eisberges spricht. Erst jetzt fielen ihm die vielen Aussagen des Buddha im P?li-Kanon auf, über ein langsam gemerktes Ergebnis, so wie der Meeresboden sich nur allmählich absenkt. Ich holte Pappa 1964 am Flughafen in Hamburg ab, meine erste Fahrt mit dem gerade erhaltenen Führerschein. Er brachte so viele kleine gelbe Mangos für uns mit. Er hatte ganz kurzes Stoppelhaar. Er war so sanft und bescheiden.    Biographische Daten 1968 stirbt Ina Foerster, Paul Debes frühere Ehefrau, an den Folgen eines Motorradunfalls, so berichtet Kurt Onken.    Die Leihenethik steht im Mittelpunkt In seinen Vorträgen hörte man nun häufiger das Wort des Buddha an Mahanamo „Man kann auch in einem Haus voller Kinder sein Herz an Milde gewöhnen“. Paul Debes entwickelte die Psychenlehre, die sagen will: Nicht bitterer Verzicht bringt zu Glück und Freunde, sondern die Einübung der Tugend und Ethik: Grosszügigkeit, Schonen von allem, was atmet und leben will, nichts nehmen, was mir nicht gehört, Paarverbindungen akzeptieren und selber treu zum Partner stehen, aufrichtige und ehrliche Worte sprechen, zur rechten Zeit, sanft und sinnvoll. Die Wahrheit ergründen durch Lesen und Nachdenken. Das Verstehen bringt inniges Glück und unendliche Dankbarkeit.    Eltern wollen Erfahrungen weitergeben Ich glaube, wir Eltern lieben nichts mehr als unsere Kinder und möchten ihnen unsere Lebens-, und Wertvorstellungen vermitteln und haben die Erfahrung gemacht, das wir nicht die richtigen Worte finden, nicht den Ton, der sie erreicht, nicht sagen, was sie so gern gehört hätten. So hat auch unser Vater uns dieses Juwel, das sein ganzes Leben bestimmte immer wieder angeboten, auch wenn wir dafür nicht offen waren. Ich bin ihm dafür sehr dankbar.“    Alter, Krankheit und Tod Aus „WISSEN UND WANDEL“ 50. Jahrgang, Heft 11/12 teilt uns Ingetraut Anders-Debes folgendes mit: „Als ich beim Schreiben dieser Hefte war, bekam Paul Debes eine Erkältung, die in eine leichte Lungenentzündung überging, und ein plötzliches Herzversagen war der Grund für ein schnelles Ablegen des 97 ½- jährigen grobstofflichen Körpers ohne körperliche Leiden. Nach achtjähriger Demenzkrankheit von der Behinderung durch das „verkalkte“ Gehirn befreit, stehen ihm nun sein Gedächtnis und alle seine geistigen Fähigkeiten im feinstofflichen Körper wieder  zur Verfügung. Die vielen vor ihm hinüber gegangenen Freunde, die durch seine Vorträge und Veröffentlichungen die Lehre des Buddha kennen gelernt und bewahrt haben, werden ihm nun „drüben“ wieder begegnen. Als „Götterboten“ bezeichnet der Erwachte Altern und Sterben. Sie mahnen uns, dass auch wir bald diese Erde verlassen und dem, was wir hier gesät haben, gegenüber stehen. Nutzen wir die uns auf der Erde verbleibende Zeit zum immer tieferen Erfassen der dem Erleben innewohnenden Gesetzmässigkeiten. Wie viel Paul Debes uns an Hilfe zum Verstehen der Daseinsgesetze und des rechten Vorgehens gegeben hat, ist nicht zu ermessen, und viele von uns werden wissen, das sie ohne diese Hilfe die Lehre des Erwachten nicht hätten verstehen und ihr nachfolgen können. Wie denken an Paul Debes in Dankbarkeit, und unsere guten Wünsche begleiten ihn.“    Ihren Bericht schliesst Monika Debes-Schneider mit folgenden Worten:    Paul Debes letzten Worte „Bei einem meiner letzten Besuche fragte ich Pappa: „Hast Du Angst vorm Sterben?“, er lachte schallend und sagte „überhaupt nicht“. Auf die Frage „wirst Du Drüben wieder ein Seminar gründen?“ kam spontan die Antwort „selbstverständlich“. Immer sah unser Vater und Euer Grossvater und Onkel den Körper als sein Vehikel an, als ein Auto, das, wenn es nicht mehr fährt, überflüssig geworden ist, oder als einen Mantel, den man ablegt, wenn verschliessen. Noch ein Vierteljahr und er wäre 98 Jahre alt geworden. Sein Körper war so klein und steif geworden und für seine weiten und tiefen Gedanken zu verbraucht. Am Sonntag, den 6.Juni 2004 um 14 Uhr – Paul Debes sass im Bett, Inge Anders-Debes hatte ihm einen Teller Suppe gegeben, wurde blass und verliess seinen Körper. Für seine Frau war dieser plötzliche Tod überraschend. Sie hat ihn aufopfernd versorgt. An unserem Dank in den kommenden Jahren sollte es nicht fehlen.    Ein mittelalterlicher Spruch Jetzt stehen wir in vorderster Front und dahinter steht Ihr, Enkelkinder. Und wenn wir nicht mehr hier sind, steht Ihr vorn usw. Wie ein anonymer mittelalterlicher Spruch sagt:   So sprechen, die das sind begraben Zu den Alten wie zu den Knaben: „Was Ihr da seid, das waren wir, was wir nun sind, das werdet Ihr“.   Das Leben ist endlich, eine Frist ist gesetzt, die wir nicht kennen. Dieses Wissen kann uns wacher für die Schönheit des Momentes machen – mit überraschenden Folgen.“ Hier endet der Bericht von Monika Debes-Schneider, die älteste Tochter von Paul Debes.    Urnenbeisetzung / Gedenkfeier Am 28.Juni 2004 um 15:00 Uhr wurde die Asche von Paul Debes in einer Urne auf dem Friedhof Grosshansdorf beigesetzt.  Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde am 19.11.2004 um 18:00 bis 20:00 Uhr an Paul Debes und sein Lebenswerk in der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg“ (Beisserstrasse 23, Hamburg) erinnert.