Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

 



Einführung in den Buddhismus

Autor: Gerhard A. Genau

Buddha ist weder ein Gott noch Prophet irgend eines Gottes. Buddha war ein Naturerforscher, der den menschlichen Geist und die Natur des Lebens in allen Aspekten erforscht hat und ihre Zusammenhänge durchschaut hat. Seine daraus resultierende Lehre fusst weder auf Theorien noch spekulativen Philosophien, sondern einzig auf in tiefster Meditation Erkanntes und in der Natur Beobachtetes, das für Jedermann nachvollziehbar und selbst erkennbar wird, wenn er sich ernsthaft bemüht.


Der Buddha lebte und wirkte etwa 500 vor Christus. Er wurde als Siddhattha Gotama in einer reichen Familie im heutigen Nepal geboren, besass aber eine grüblerische Natur, die sein unbefriedigtes Leben hinterfragte. Sein Palast, sein Hofstaat, all die Festivitäten und eine glänzende Zukunft als Provinzgouvaneur liessen einen tieferen Sinn nicht erkennen und sein Herz fand keine Ruhe.

Mit 29 Jahren schlich er sich bei Nacht davon und widmete sich als Besitzloser Bettelasket sechs Jahre lang intensivsten Torturen, bis er beinahe verhungerte. Er erkannte diesen Weg als nicht Erkenntnis fördernd und widmete sich fortan der Meditation. Wenn auch keine der vier Tiefenstufen der meditativen Versenkung ihn direkt zu einer Einsicht führte, so machten sie doch seinen Geist ruhig, rein, begierdefrei und gesammelt, und mit diesem geklärten Geist durchdrang er Schicht für Schicht die Natur des Daseins. Er erinnerte sich seiner vergangenen Existenzformen, durchschaute das Gesetz der Wiedergeburten als Folge der Taten und erkannte: Dies sind die Einflüsse, die Wiedergeburt und Leiden verursachen, dies ihr Ursprung, dies ihre Aufhebung, dies der Weg zu ihrer Aufhebung. Das Leidenserlebnis gibt dem Buddhistischen Denken den Antrieb, die Analyse des Leidens und die Verwirklichung der Erlösung bilden seinen Inhalt.

Diese Erkenntnis machte aus dem ehemaligen Adligen Siddhattha den Buddha, den Erleuchteten, machte aus dem Sucher einen Wegweiser. Aus all dem Erkannten entwickelte er die Botschaft des Friedens; Er erklärte die Welt und das Dasein, wie es ist. Und diese Lehre der Wahrheit, und nicht irgend ein Lehrer, ist im Buddhismus die höchste Autorität.

Nicht Gott oder die Götter stehen im Zentrum der Buddha-Botschaft, sondern der in den kosmischen Kreislauf verwobene Mensch. Nicht Verehrung und Ritualen gilt die Anstrengung im täglichen Leben sondern Läuterung des Herzens, Vermeiden unheilvoller Taten und das Erarbeiten von Wissen und der rechten Sicht der Dinge. Selbstbeherrschung und Güte fordert der Buddha von seinen Anhängern. Beendigung des ewigen Kreislaufs von Geburt und Tod ist die daraus resultierende Frucht.

Wie das grosse Meer nur einen Geschmack hat, den Geschmack des Salzes, so hat auch diese Lehre und Disziplin nur einen Geschmack, den Geschmack der Erlösung.

Es war eine Sternstunde für die Menschheit, als Siddhattha Gotama, der Buddha, im Jahre 528 vor Christus bei Benares seine Einsichten zu verkünden begann. Auf welche Kultur diese Einsicht auch immer traf, stets humanisierte sie die Menschen zur Bezähmung der Leidenschaften und zur Rücksicht gegenüber allem Lebenden. Nur vom Frieden hat der Buddha gesprochen, vom Frieden und nichts anderem. Friede für jeden Einzelnen wie auch Frieden für alle Anderen.

Denn sich selbst schützend schützt man alle Anderen und alle Anderen schützend schützt man sich selber.

Und dieser friedvollen befreienden Weisheit lag es fern, sich energisch auszubreiten. So wurde der Buddhismus häufig mehr assimiliert denn das er den alten Glauben hinwegfegte, was dazu führte, das der Buddhismus nach 2500 Jahren geschichtlichen Wandlungen heute mit vielen Gesichtern und in unterschiedlichsten Formen in Erscheinung tritt, die alle verschieden kulturelle Ausdrucksweisen dieser einen vom Buddha gelehrten Weisheit sind.

Bei allem Wissen, das wir besitzen und nur noch mit Maschinen bewältigen können – Alter, Tod und Vergänglichkeit setzen uns Grenzen. Im Endlichen bewegt sich unser Wissen und Tun. Können wir es uns leisten, dem Unendlichen, wo es in der Lehre eines gütigen Weisen ahnbar wird, Beachtung zu versagen ?

(Auszüge aus H. W. Schumann; Buddhismus, Stifter, Schulen und Systeme, Diedrichs Verl.)