Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

 



Achte Stufe: Sammâsamâdhi, rechte Vertiefung

[Andere Übersetzungen sind: Rechte Versenkung, rechtes Sichversenken, rechte Meditation, rechter Zustand eines reinen Geistes]

Was ist nun, ihr Mönche, rechte Vertiefung?

Da sucht, ihr Mönche, der Mönch einen abgelegenen Ruheplatz auf, den Fuß eines Baumes im Walde, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte oder ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahl, wenn er vom Almosengang zurückgekehrt ist, setzt er sich mit gekreuzten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt die Einsicht.

[Frei-sein von den fünf Hemmungen:] Er hat Begierde überwunden und verweilt begierdelosen Gemütes, von Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er überwunden, haßlosen Gemütes verweilt er, voll Liebe und Mitgefühl zu allen lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit. Matte Schlaffheit hat er überwunden, von matter Schlaffheit ist er frei; das Licht liebend, einsichtig, klar bewußt, läutert er sein Herz von matter Schlaffheit. Stolzes, mürrisches Wesen hat er überwunden, er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemütes läutert er sein Herz von stolzem, mürrischem Wesen. Das Schwanken hat er überwunden, der Ungewißheit ist er entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein Herz.

[Die vier Jhânâ (Schauungen, Vertiefungen):] Er hat nun diese fünf Hemmungen aufgehoben, hat die Trübungen des Gemütes, die lähmenden kennen gelernt. Den Begierden erstorben, dem Schlechten entronnen, lebt er in sinnend gedenkender, ruhegeborener, seliger Heiterkeit in der Weihe der ersten Schauung.

Und ferner noch, ihr Mönche: Nach Vollendung des Sinnes und Gedenkens, erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von Sinnen und Gedenken losgelöste, in der Selbstvertiefung geborene selige Heiterkeit der zweiten Schauung.

Und ferner noch, Ihr Mönche: In heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmütig, einsichtig, klar bewußt; jenes Glück empfindet er seinem Körper, von dem die Edlen sagen: "Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt"; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung.

Und ferner noch, ihr Mönche: Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Aufhebung des einstigen Frohsinns und Trübsinns bewirkt der Mönch die Weihe der vierten Schauung (M).

Solche Gemütes, innig geläutert, gesäubert, gediegen, von Trübungen geklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er den Geist auf die Erkenntnis der Wahnversiegung. "Dies ist das Dukkha" versteht er der Wahrheit gemäß. "Dies ist die Dukkha-Entstehung" versteht er der Wahrheit gemäß. "Dies ist die Dukkha-Aufhebung" versteht er der Wahrheit gemäß. "Dies ist der zur Dukkha-Aufhebung führende Pfad" versteht er der Wahrheit gemäß. (M 39).

Erblickt er nun mit dem Gesichte eine Form, so verfolgt er nicht die angenehmen Formen und verabscheut nicht die unangenehmen, gewärtig des Wesens der Körperlichkeit verweilt er unbeschränkten Gemütes und gedenkt der Wahrheit gemäß, jener Gemüterlösung, Weisheitserlösung, wo seine schlechten, unheilsamen Eigenschaften sich restlos auflösen.

So hat er sich von Befriedigt-sein und Nicht-befriedigt-sein losgelöst, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges oder weder freudiges noch leidiges, dieses Gefühl hegt er nicht und pflegt er nicht und klammert sich nicht daran. Während er das Gefühl nicht hegt und nicht pflegt und sich nicht daran klammert, löst jenes Genügehaben bei den Gefühlen sich auf. Durch die Auflösung jenes Genügens wird das Anhaften am Dasein aufgelöst, durch die Auflösung des Anhaftens am Dasein der Daseinsprozess, durch die Auflösung des Daseinsprozesses die Neu-Individuation, durch die Aufhebung der Neu-Individuation werden Altern und Sterben, Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung aufgelöst: also kommt die Auflösung dieser ganzen Dukkha-Verkettung zustande.

Hört er nun mit dem Gehör einen Ton, riecht er nun mit dem Geruchsinn einen Duft, - schmeckt er nun mit dem Geschmackssinn einen Geschmack, tastet er nun mit dem Körper [als Tastorgan] eine Tastung, stellt er nun mit den Gedanken sich ein Ding vor, so verfolgt er nicht die angenehmen Dinge und verabscheut nicht die unangenehmen, gewärtig des Wesens der Körperlichkeit verweilt er unbeschränkten Gemütes und gedenkt, der Wahrheit gemäß, jener Gemüterlösung, Weisheiterlösung, wo seine schlechten, unheilsamen Eigenschaften sich restlos auflösen.

So hat er sich von Befriedigt-sein und Nicht-befriedigt-sein losgelöst, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges, oder weder freudiges noch leidiges, dieses Gefühl hegt er nicht und pflegt er nicht und klammert sich nicht daran. Während er das Gefühl nicht hegt und nicht pflegt und sich nicht daran klammert, löst jenes Genügehaben bei den Gefühlen sich auf. Durch die Auflösung jenes Genügens wird das Ahaften am Dasein aufgelöst, durch die Auflösung des Anhaftens am Dasein der Daseinsprozess, durch die Auflösung des Daseinsprozesses die Neu-Individuation, durch die Auflösung der Neu-Individuation werden Altern und Sterben, Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung aufgelöst: also kommt die Auflösung dieser ganzen Dukkha-Verkettung zustande. (M 38).

Das ist ja, ihr Mönche, die höchste, heilige Weisheit, nämlich alles Dukkha versiegt wissen. Der hat eine Freiheit gefunden, die wahrhaft besteht, unantastbar.

Das ist ja, ihr Mönche, die höchste, edle Wahrheit, nämlich was echt ist, das Nibbâna.

Das ist ja, ihr Mönche, die höchste, edle Entsagung, nämlich aller Anhaftungen sich entäußern.

Das ist ja, ihr Mönche, die höchste, edle Beruhigung, nämlich Gier, Haß und Verblendung aufgelöst haben. "Ich bin", ihr Mönche, ist ein Wähnen; "ich bin nicht" ist ein Wähnen; "ich werde sein" ist ein Wähnen; "ich werde nicht sein" ist v; "gestaltet werde ich sein" ist ein Wähnen" "formlos werde ich sein" ist ein Wähnen; "unbewußt werde ich sein" ist ein Wähnen; "weder bewußt noch unbewußt werde ich sein" ist ein Wähnen. Wähnen, ihr Mönche, ist krank sein, wähnen ist weh sein. Ist aber, ihr Mönche, alles Wähnen überstanden, so wird man "Stiller Denker" genannt. Und der Denker nun, ihr Mönche, der stille, entsteht nicht, vergeht nicht, stirbt nicht, erbebt nicht, begehrt nicht. Das eben, ihr Mönche, gibt´s nicht bei ihm, daß er entstände; weil er nicht entsteht, wie sollte er vergehen? Weil er nicht vergeht, wie sollte er sterben? Weil er nicht stirbt, wie sollte er erbeben? Weil er nicht erbebt, wie sollte er begehren? (M 140). 

So ist, ihr Mönche, der Gewinn der Arahântschaft nicht Almosen, nicht Ehre, nicht Ruhm, nicht Ordenstugend, nicht Glück der Selbstvertiefung, nicht Wissenklarheit. Jene unerschütterliche Gemüterlösung aber wahrlich, ihr Mönche, das ist der Zweck, das ist die Arahântschaft, das ist der Kern, das ist das Ziel. (M 30).

Und die da früher, ihr Mönche, in vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte (sambuddhâ) waren, auch diese haben eben so richtig ein solches Ziel den Anhängern gewiesen, gleichwie da jetzt von mir die Anhänger richtig gewiesen sind. Und die da später, ihr Mönche, in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein werden, auch diese Erhabenen werden ebenso richtig ein solches Ziel den Anhängern weisen, gleichwie da jetzt von mir die Anhänger richtig gewiesen sind. (M 51).

Wahrlich, ihr Mönche, was ein Meister den Anhängern aus Liebe und Teilnahme, von Mitgefühl bewogen, schuldet, das habt ihr von mir empfangen. Da laden Bäume ein und dort leere Hütten. Wirket Schauung, ihr Mönche, auf daß ihr nicht träge werdet, später nicht Reue empfindet: Das haltet als unser Gebot! (M 106).

Alle Dinge sind vergänglich: Wirket eure Erlösung ohne Unterlaß! (Mahâparinibbânasutta: Dies sind die letzten Wort des Erhabenen.) Alle Gaben überwältigt Wahrheitsgabe, alle Würzen überwältigt Wahrheitswürze, alle Wonnen überwältig Wahrheitswonne, der Gier Erlöschen überwältigt alles Dukkha.

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